ÄRZTE ohne ÄNGSTE - Burlesque Drag Show

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Ärzte ohne Ängste:
The dark side of the Sissy Boyz + Friends

Gemeinschaftspraxis Dr. Dyko und Prof. Dr. Panda
...wir hören da zu wo Andere längst weghören

In zwei von sechs kleinen Klokabinen im Herzen von Bremen, Germany eröffneten Prof. Dr. Panda und Dr. Dyko je eine Arztpraxis. Davor befand sich die Rezeption besetzt von Jaqueline, der Sprechstundenhilfe.

Das ganze fand am zweiten April des Jahres 2006 in der alten Post statt, ein traditionsbeladenes Gebäude. Und auf einige Traditionen hatten die Doktoren ein thematisches Augenmerk. Wie unsere Gesellschaft an den Idealfall des ganzen, gesunden Menschen glaubt absurderweise oder, um es mit Dr. Dykos Worten in einem Interview am Abend selbst zu sagen:

„Wir sind hier um gesellschaftliche Gegebenheiten aufrecht zu erhalten sowie Berechtigung und Wahrheitsanspruch der modernen Wissenschaft im Allgemeinen sowie Medizin im Speziellen zu stabilisieren.“

Die moderne Medizin verteidigt haben Jaqueline; rigorose Vorzimmerdame, abweisend oder schmeichlerisch je nach Bedarf, Prof. Dr. Panda; die sich als Frau auf eigene Kosten nach oben gearbeitet hat aus Rache für die Erniedrigungen ihrer ehemals schlechten Position und Dr. Dyko; Arzt aus Leidenschaft und von übermäßiger Präzision, rechtschaffend, bürokratisch, staatstreu.

Als Besucher stieß zufällig der berühmte, ihnen sicher aus den Medien unter dem Schlagwort Hirnforschung bekannte Kollege von der freien Forschung Prof. Dr. Schnuppinger dazu, der noch am selben Wochenende einen enthusiastischen Fachartikel verfasste.

Wir kennen die Schwarzwaldklinik, wir wissen um die verschiedenen Fratzen der Wissenschaft in der Geschichte unserer Kultur, wir saßen auf Behandlungstischen und in Beratungszimmern und haben mehrere Staffeln Emergency room gesehen. Was sollte uns davon abhalten selbst zu forschen wenn der Fernseher gepfändet ist?

Praxisgebühren sind Sache von Kleinkrämern; das Kompetenzteam Ärzte ohne Ängste diagnostiziert frenetisch und mehr als umsonst.

Die Gäste kamen also auf dem Weg zur Toilette an Jaqueline vorbei, die auf Nachfrage Termine vergab und die Voruntersuchung bestehend aus einigen kleinen Routinechecks inklusive Rachenkontrolle und Notieren der Beschwerden machte.

Ohne gültigen Krankenschein konnte vorschriftsmäßig nur in Notfällen geholfen werden. So mußte Jaqueline schon im Vorzimmer viele PatientInnen ablehnen.

Die übrigen wurden einzeln in das jeweilige Untersuchungszimmer geschickt, wo sie sich plötzlich einer bekannten Behandlungssituation ausgesetzt sahen. In bläulichem Licht sitzt die zu behandelnde Person während der Herr Doktor/ die Frau Professor stehend suggestive Fragen stellt, sich Notizen macht, die vom Stuhl aus nicht einzusehen sind, voreilige Kommentare abgibt und unpersönliche- ja sogar von einem Zettel abgelesene Rückschlüsse zieht.

Die Fragen der MedizinerInnen zielen immer wieder auf Arbeitsfähigkeit, geschlechtliche Eindeutigkeit und darauf dieses häßliche Jucken bei Panikattacken durch eine Cortisoncreme zu bekämpfen ab.

Nach drei Minuten beendet Jaqueline die Sprechzeit. Sie macht in eine Akte Notizen aus den kryptischen Aufzeichnungen der Doktoren und stellt ein Rezept aus.

Uns war aus Respekt vor den mutigen BesucherInnen der Performance wichtig die Grenze zur Geschmacklosigkeit in Sichtweite zu haben, sie aber nicht zu überschreiten.

Dr. Dyko: „So haben wir ein Hobby für einen Abend zum Beruf gemacht und diagnostizierten, fachsimpelten, teilten ein und forschten, mit Hintergedanken an unsere z.B. deutschen Großeltern.
Unsere präzise Allgemeinbildung und die Kenntnisse darum, wie der richtige menschliche Körper und Geist zu sein hat brachte uns ohne universitäre Umwege den Titel Doktor beziehungsweise Professor Doktor ein. Mit unseren Standpunkten zu optischer und geistiger Hygiene bringen wir gesellschaftliche Normen und Werte zur Perfektion.“

Performance der „Ärzte ohne Ängste“

Dauer: 5 Stunden
Ort: Toilettenräume, Alte Post, Bremen
Rahmen: Veranstaltung elektronischer Musik
TeilnehmerInnen:
(Prof. Dr. Panda)
(Dr. Dyko)
(Jaqueline)
(Prof.. Dr. Schnuppinger)
KlobesucherInnen (Patienten)

Kontakt: stepupandbevocal [at] gmx.net